1997

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Medailleur/in
Prof. Bernd Göbel
Carsten Theumer

Vorderseite
Bildnis Kardinal Albrecht mit Mitra im Profil nach links, rechts am Rand keilförmiger Gold gefasster Streifen.
Rückseite
AGNES PLASS; MARGARETHE RÜDINGER; KÄTHE STOLZENFELS; E . M.; AL MIO TESORO. Medaillons mit den Bildnissen der Geliebten des Kardinals, darüber ein Herz, von dem Stränge zu den einzelnen Bildnissen führen, im Feld unten eine Spirale; signiert: G.

Datierung
1997

Material
Silber
Durchmesser
120 mm

Literatur
„Medaillenkunst in Halle im 20. Jahrhundert : Dank der Burg. Dank der Burg. Die Kunstmedaille in Deutschland ; 17“. Gebr. Mann, [Berlin], 2002. (S. 131, Nr. 84)
Seite/Nr.: 131

Bemerkung
"Seit dem frühen 16. Jahrhundert war in Deutschland eine neue Kunstform, die Bildnismedaille, in Mode gekommen. Diese wurde von Kardinal Albrecht von Brandenburg schnell in Anspruch genommen. Denn die kleinen, gut handhabbaren Porträtmedaillen waren vorzügliche Geschenke. Sie konnten persönliche Zuwendung andeuten und dadurch den Empfänger zu Gegengaben oder anderen Diensten verpflichten.
Es gibt bereits 1526 von dem in Nürnberg tätigen Ludwig Krug (1488/90 – 1532) eindrucksvolle Medaillen mit dem Bildnis des Kardinals und dem von ihm gewählten Spruch auf der Vorderseite: „Der Herr ist mein Beschützer, wen sollte ich fürchten?“ Im Jahr 1535 wurde dann ein Auftrag an Hans Reinhardt (auch Reinhard) (gest. 1581 in Leipzig) ausgelöst, der hervorragende Medaillen mit der gleichen Umschrift gestaltete. Noch einmal sind aus dem Jahr 1537 Medaillen von Hans Reinhardt, die er für Albrecht ausführte, bekannt. Auf der Rückseite sind hier, und das ist selten, nicht zwei männliche Wappenhalter dargestellt, sondern außer dem Heiligen Mauritius ist auch eine Frauengestalt, die Heilige Barbara zu sehen. Doch ein realer oder aktueller Hintergrund für diese Besonderheit ist vermutlich nicht festzustellen.
Dagegen zeigt Simon Frank nachweislich auf Altartafeln aus dem Jahr 1524, heute im Museum in Aschaffenburg, den Kardinal als Heiligen Martin und seine Lebensgefährtin Ursula Ridinger (auch Redinger) als Heilige Ursula. Ursula Riedinger ist bis zu ihrem Tod im Jahr 1525 wiederholt als Modell auf Kunstwerken, die im Auftrag von Albrecht entstanden sind, erkennbar.
Doch nicht sie, sondern seine Beziehung zu einer italienischen Sängerin erregte noch 450 Jahre nach seinem Tod die Gemüter vieler Bürger von Halle. Anlass war die Diskussion im Jahr 1997 um eine der szenisch aufgefassten Gruppen auf dem inzwischen zum Stadtbild gehörenden Brunnen von Prof. Bernd Göbel (geb. 1942, tätig in Halle). In der 1999 erschienenen Broschüre „Der Göbel-Brunnen. Ursprung-Zeitlauf-Turbulenzen“ beschreibt der Künstler die Debatte um die Entstehung des Brunnens und besonders um die Szene in der er den Kardinal während eines Liebesaktes wiedergegeben hatte. Es war für den sensiblen Künstler wohl unerlässlich, während der heftigen Auseinandersetzungen um die endgültige Fassung der Brunnenausführung noch einmal seine Sicht auf den, seiner Meinung nach „bedeutenden und zwiespältigen“ Albrecht von Brandenburg in einer Medaille, und damit in einem anderen Kunstwerk, zu verdeutlichen.
In dieser modernen Medaillenschöpfung erzielt er seine Aussage durch eine Konfrontation der verlebten Gesichtszüge des alternden Kirchenfürsten mit senkrecht nach oben gehenden Linien. Über das Rechteck des Metalls erstrecken sich, vergleichbar mit Kirchturmspitzen, die Doppelspitzen der Mitra des Erzbischofs. Die Umschriften auf seine Titel hinweisend, unterstreichen durch die senkrechte Linienführung diese Aufwärtsbewegung. Auf der Rückseite ist dagegen eine Abwärtsbewegung festzustellen. Vom oben angebrachten Herz führen Bänder zu den Frauen, denen er in seinem Leben keinen offiziellen Platz einräumte und mit denen er dennoch Liebesbeziehungen unterhielt.
Mit dem Ankauf dieser Gußmedaille konnte das Landesmünzkabinett seinen vorhandenen Bestand der Münzprägungen Albrechts und der Medaillen auf den Erzbischof sinnvoll ergänzen. Bereits 1995 hatte die Staatliche Galerie zum Gedenken an das 450. Todesjahr des Kardinals einen Auftrag für eine Medaillengestaltung an den Bildhauer Carsten Theumer, einem ehemaligen Schüler von Bernd Göbel, gegeben. Einfühlsam weist Carsten Theumer auf den erzwungenen Weggang des Kirchenfürsten aus Halle hin. Bernd Göbel hat dagegen in der schönen ausdrucksstarken, silbernen, teils vergoldeten Medaille, einen neuen und anderen Aspekt des Renaissancefürsten in den Mittelpunkt gerückt.“ (Eva Wipplinger)



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